Anthurium Pflege: Meine Tipps und Tricks

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Heute möchte ich eine Pflanzengattung genauer unter die Lupe nehmen, die ein wenig anspruchsvoller ist: Anders als in meinen Beiträgen zur Monstera, Syngonium und dem Philodendron werdet ihr heute also einige mehr Aspekte finden, die bei der Pflege einer Anthurium zu beachten sind. Doch keine Angst: Das klingt erstmal einschüchternd, doch mit ein wenig Übung bekommt ihr das auf alle Fälle hin. Natürlich unterscheiden sich die einzelnen Anthurien jeweils in ihrem Pflegeaufwand: Eine Anthurium Warocqueanum empfinde ich beispielsweise um einiges anspruchsvoller als die Anthurium Clarinervium. In diesem Beitrag habe ich trotzdem versucht, einen möglichst allgemeingültigen Guide zu schreiben. Ich pflege nämlich all meine Anthurien gleich und sie fühlen sich unter diesen Bedingungen wohl.

Hier könnt ihr meine Tipps und Tricks in Form eines Videos sehen:

1. Was ist der richtige Standort für meine Anthurium?

Grundsätzlich gilt: Anthurien mögen es hell. Zwischen 500 und 5.000 Lux wäre ein idealer Standort für sie hinsichtlich Lichtangebot. Wahrscheinlich werdet ihr euch jetzt fragen, wie ihr messen könnt, wie viel Lux an eurem gewählten Platz herrschen. 

An dieser Stelle habe ich einen Tipp für euch: Mit der App Belichtungsmesser Pro könnt ihr einen ungefähren Wert herausfinden. Ich denke kaum, dass sie dazu in der Lage ist, exakte Angaben zu liefern, trotzdem vermittelt sie euch eine Vorstellung davon, wie hoch das Lichtangebot ist. Wenn ihr die App öffnet, müsst ihr erst einmal „Lux“ statt „FC“ (=Footcandles) wählen und festlegen, ob ihr das Lichtangebot mit eurer vorderen oder hinteren Kamera eures Handys messen möchtet. Außerdem müsst ihr vorab wählen, ob ihr euch im Haus oder im Freien befindet. Bedenkt dabei, dass die Kamera stets in die Richtung weist, in die auch eure Pflanze zeigt, um möglichst genaue Werte zu erhalten. Auch ich nehme das Ergebnis nicht zu genau, weiß aber durch die App, welche Standorte heller sind als andere.

Screenshot der App Belichtungsmesser Pro
Screenshot von Belichtungsmesser Pro

Auch wenn die Pflanzengattung einen hellen Standort bevorzugt, solltet ihr direktes Licht vermeiden. Andernfalls können euch die Blätter verbrennen (vor allem bei direkter Nachmittagssonne problematisch).

Viele bevorzugen bei ihren Anthurien sehr dunkle Blätter, die zustandekommen, weil die Pflanze recht dunkel steht. Dies liegt daran, dass sie an einem dunkleren Standort mehr Chlorophyll produziert, um das wenige vorhandene Licht so gut es geht zu absorbieren. Wenn ihr darauf großen Wert legt, könnt ihr es natürlich ausprobieren, allerdings müsst ihr hier mit eingeschränktem Wachstum rechnen. Mit einem dunkleren Standort meine ich aber natürlich nicht eine finstere Ecke, sondern einen Platz am unteren Ende des erforderlichen Lichtangebots (also um die 500 Lux).

Merke also: Ein nicht-idealer Standort führt nicht direkt zum Tod der Pflanze. Ihr erkennt aber auch, dass er nicht den optimalen Bedingungen für eine Pflanze entspricht, wenn sie kaum bis gar nicht wächst.

Hinsichtlich Temperatur fühlen sich Anthurien zwischen 18 und 27 Grad Celsius am wohlsten. Am besten ist es natürlich, wenn man starke Ausschläge nach oben und unten möglichst vermeidet.

2. Wie gieße ich meine Anthurien?

Anthurien mögen es konstant feucht (nicht nass!). Zwar könnt ihr die obere Erdschicht ein wenig antrocknen lassen, doch dann ist es wieder Zeit zu gießen: Mit einem fortwährenden Austrocknen der Erde können diese Pflanzen überhaupt nicht umgehen. Auch wenn euer gewähltes Substrat zu durchlässig ist, ist selbst das Antrocknenlassen nicht ganz leicht, da es zügig passiert, dass die Erde zu trocken wird. 

Ich persönlich gieße meine im Sommer alle drei bis vier Tage, dann aber nur wenig. Im Winter genügt es aus meiner Sicht vollkommen, sie einmal pro Woche zu bewässern. Auch hier nehme ich immer gefiltertes Wasser (auf kalkhaltiges reagieren sie gar nicht gut) in Zimmertemperatur. Zu heißes Wasser kann die Wurzeln verbrennen, bei zu kaltem Wasser könnte die Pflanze einen Schock erleiden. 

Bedenkt außerdem, dass Anthurien niemals konstant in Wasser stehen sollten: Wählt also immer die Kombination aus Übertopf und Plastiktopf oder ein Pflanzgefäß mit Abflussloch und Untersetzer. Wenn sich nach dem Gießen Wasser im Untersetzer sammelt, solltet ihr dieses unbedingt wegschütten, da es andernfalls zu Wurzelfäule kommen kann.

Ein kleiner Tipp: Ich gieße meine Pflanzen bevorzugt morgens. Wenn es hell ist, betreiben die Pflanzen Fotosynthese und können das Wasser besser „verarbeiten“ als nachts. Das Substrat trocknet auf diese Weise ein wenig schneller und es besteht ein geringeres Risiko, dass es zu feucht für die Pflanze ist.

3. Was ist das richtige Substrat für meine Anthurium?

Ich verwende für meine Anthurien meinen eigenen Erdmix bestehend aus Pinienrinde, Kokoserde, Perlite, Aktivkohle und Wurmkompost. Diese Kombination mag ich gerne, weil sie zum einen sehr stückig ist, sodass das Wasser gut hindurchfließen kann und alle Bereiche erreicht, zum anderen aber nicht zu schnell austrocknet, was – wie ich oben schon erwähnt habe – für Anthurien ebenfalls nicht gut wäre.

Hier könnt ihr die genaue Zusammensetzung meines Erdmixes sehen:

Übrigens: Wer sich fragt, ob eine Anthurium in Hydrokultur gesetzt werden kann: Ich selbst habe es noch nicht ausprobiert, weil ich auch von anderen keinerlei Erfahrungswerte finden konnte und ich gerade bei Anthurien keine Risiken eingehen möchte. Es ist durchaus möglich, dass es gut funktioniert, ich selbst kann es jedoch nicht beurteilen.

4. Wie oft muss ich meine Anthurien düngen?

Im Winter dünge ich meine Anthurien – wie all meine Pflanzen – gar nicht. Als ich angefangen habe, mich mit Pflanzen zu beschäftigen, wurde mir dieser Tipp von ganz, ganz vielen Pflanzenladen-Besitzern gegeben und ich beherzige ihn bis heute. Keine meiner Pflanzen hat mir das bisher übel genommen. 

Im Sommer dünge ich sie hingegen recht häufig, nämlich einmal pro Woche. Dann verwende ich jedoch immer nur ein Viertel bis ein Drittel der empfohlenen Dosis. Ich verwende hierfür den Blattwerk Dünger: Dieser ist organisch und meine Pflanzen wachsen seitdem um so viel besser als zuvor. Lediglich der Geruch ist etwas gewöhnungsbedürftig.


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5. Welche Luftfeuchtigkeit mögen meine Anthurien?

Die in Südamerika, Südmexiko und in der Karibik vorkommende Pflanzengattung mag eine hohe Luftfeuchtigkeit: Während diese in den genannten Gebieten auf natürliche Weise gegeben ist, ist sie in den eigenen vier Wänden ein wenig schwieriger umzusetzen. Eine Luftfeuchtigkeit zwischen 70 und 80 Prozent ist für Anthurien toll, aber auch nicht zwangsläufig nötig. Ich habe schon von sehr vielen gehört, dass ihre Anthurien unter 60 Prozent Luftfeuchtigkeit perfekt gedeihen, allerdings ist hier zu empfehlen, sie wirklich gut feucht (nicht nass!) zu halten, da auch das regelmäßigere Bewässern für eine höhere Luftfeuchtigkeit sorgt. Intensivieren könnt ihr das Ganze, indem ihr die Anthurien recht eng zusammenstellt, da ihr somit lokal für eine höhere Luftfeuchtigkeit sorgen könnt. 

Anthurium crystallinum
Anthurien mögen eine hohe Luftfeuchtigkeit.

Hilfreich sind zudem natürlich Luftbefeuchter: In meinem Fall stehen sie in einem Indoor-Gewächshaus, in dem ich meine 70 bis 80 Prozent Luftfeuchtigkeit gut halten kann. Eine solch hohe Luftfeuchtigkeit ist innerhalb eines Raumes jedoch nicht zu empfehlen, da ansonsten Schimmelgefahr besteht: In diesem Fall würde ich 60 Prozent nicht überschreiten.


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Ganz, ganz wichtig ist bei Anthurien außerdem eine gute Luftzirkulation: Sie mögen es überhaupt nicht, wenn die „Luft steht“. Während dies im Raum weniger problematisch ist, da ihr regelmäßig lüftet, müsst ihr in einem Gewächshaus unbedingt darauf achten. Abhilfe können hier Ventilatoren schaffen.

6. Was sind die richtigen Pflanzgefäße für meine Anthurien?

Die Wurzeln der Anthurien möchten atmen: Das solltet ihr bei der Wahl eurer Pflanztöpfe unbedingt beachten. Terrakotta-Töpfe sind beispielsweise eine gute Wahl, da diese Varianten sehr atmungsaktiv sind. Allerdings müsst ihr beachten, dass die Wurzeln von Anthurien sehr groß und dick ausfallen können: Wenn es Zeit zum Umtopfen ist, schlängeln sich die Wurzeln komplett um die Innenwand des Topfes. Das Problem hierbei ist, dass sie an dem Topf nahezu „kleben“ und nur schwer von ihm zu lösen sind. Im schlimmsten Fall müsst ihr den Terrakotta-Topf zerbrechen, um die Anthurium aus dem Gefäß zu bekommen.

Das kann euch bei einem Plastiktopf zwar nicht passieren, allerdings stellt diese Variante die deutlich schlechteste Variante dar: In einem normalen Plastiktopf kann die Anthurium überhaupt nicht atmen. Die ideale Wahl sind daher Plastik-Varianten mit Schlitzen an den Seiten. Diese könnt ihr daraufhin in einen Übertopf eurer Wahl geben und ihr stellt damit sicher, dass die Wurzeln ausreichend Luft bekommen. Einziges Manko: Diese Blumentöpfe sehe ich persönlich nur äußerst selten. Vor allem Varianten mit größerem Durchmesser sind sehr schwer zu bekommen, weswegen meine Anthurien bisher leider nur in solchen Gefäßen stehen, wenn sie den Durchmesser von 15 Zentimetern nicht überschreiten. Größere Pflanztöpfe dieser Art habe ich bis dato noch nirgendwo entdecken können.

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Tipp: Da der Versand dieser Pflanztöpfe über Amazon recht lange dauert, könnt ihr auch mal einen Blick auf grow-depot.de werfen. Dort habe ich auch schon Netztöpfe bestellt, die schnell bei mir ankamen und in sehr gutem Zustanden waren.

7. Wie oft muss ich meine Anthurium umtopfen?

Anthurien könnt ihr alle ein bis zwei Jahre umtopfen. Im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzengattungen sind Wurzeln, die über der Erde sichtbar werden, kein Indiz dafür, dass der Topf gewechselt werden muss. Vor allem meine Anthurium Clarinervium hat so viele große Wurzeln, dass diese meist recht zügig nach dem Umtopfen wieder über die Erde hinausragen. 

Anthurium Clarinervium
Die Anthurium Clarinervium weist besonders große und dicke Wurzeln auf.

Es ist erst Zeit dafür, wenn sich die Wurzeln komplett um die Innenwand des Gefäßes herumschlängeln. 

8. Anthurium beschneiden: Wie geht man dabei vor?

Ich beschneide meine Anthurien eigentlich gar nicht, weil sie recht viele Blätter benötigen, um gesund zu bleiben. Wenn sie jedoch kreuz und quer wuchern beziehungsweise von Schädlingen befallen sind, kann dies durchaus Sinn machen. Hierfür müsst ihr lediglich das untere Ende des Triebes nach unten drücken (im obigen Anthurium Pflege Video könnt ihr besser sehen, was ich meine): Er löst sich daraufhin nahezu selbstständig vom Stamm.

9. Werden Anthurien oft von Schädlingen befallen?

Ich persönlich hatte – toi, toi, toi – noch keine Schädlinge bei meinen Anthurien. Was laut meiner Recherche jedoch recht häufig vorkommen soll, sind Blatt- und Schildläuse. Auch Thripse tauchen gelegentlich auf. Vor allem Blattläuse sind aus meiner Sicht kaum bis gar nicht zu erkennen: Bei anderen Pflanzen hatte ich schon ganz häufig klebrige Stellen an Stiel und Blättern und habe mich gewundert, woher diese kommen, weil keinerlei Tiere sichtbar waren. Wenn ihr solche Punkte auf euren Pflanzen findet, könnt ihr euch aber leider recht sicher sein, dass es Honigtau ist. Dabei handelt es sich um Rückstände von Läusen.

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem kompakten Guide rund um die Pflege der Anthurien ein wenig weiterhelfen. 

Liebe Pflanzengrüße,

Eure Sybi

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