Zoë Beck: Depression. 100 Seiten Rezension: Ein Thema, das uns alle etwas angeht

Als ich im Reclam Programm auf das kurze, am 7. Mai 2021 erschienene Büchlein der Autorin Zoë Beck gestoßen bin, stand für mich gleich fest: Das möchte ich lesen. Das Thema Depression geht uns alle etwas an. Allein in Deutschland sind mehr als fünf Millionen Menschen erkrankt. Betroffene leiden unter dieser Krankheit sehr, doch auch dem Umfeld fällt es schwer, damit umzugehen. Ich war sehr gespannt, was mich auf den 100 Seiten erwarten würde und möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass in dem Buch eine Warnung enthalten ist, da es unter anderem das Thema Suizid abdeckt.

Depression. 100 Seiten Zoe Beck Reclam Verlag

Der Inhalt

Zoë Beck beschreibt in dem Buch ihren Weg zur Diagnose Depression sowie ihren Umgang mit der Krankheit damals und heute. Neben diesen sehr persönlichen Erfahrungen lässt sie allerdings auch wissenschaftliche Aspekte miteinfließen und zeigt auf, wie sich das Verständnis von dieser Krankheit im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat. Darüber hinaus gibt sie dem Umfeld von depressiven Menschen einige Tipps an die Hand, was den Umgang mit Betroffenen betrifft.

Meine Meinung

Allen voran möchte ich hervorheben, dass mir der Mix aus persönlichen Erfahrungen und wissenschaftlichen Aspekten sehr gut gefallen hat. Dies führt meiner Meinung nach dazu, dass sowohl auf emotionaler als auch auf rein faktischer Ebene ein besseres Verstehen der Krankheit ermöglicht wird.

Schaubilder sowie hilfreiche Übersichten zu beispielsweise Symptomen und Therapieformen ermöglichen es, die Hintergründe zu erkennen und einen Überblick darüber zu erhalten, wie Betroffenen geholfen werden kann. In den Abschnitten hingegen, in denen die Autorin ihre persönlichen Erfahrungen wiedergibt, werden ihre eigenen Gedanken und Gefühle bezüglich der Depression deutlich und man erkennt, welchem Kampf sich Betroffene ausgesetzt fühlen.

Für mich waren gerade diese Textpassagen sehr wertvoll, da sie knapp, aber dennoch präzise deutlich machen, dass beim Umgang mit Betroffenen ein gewisses Fingerspitzengefühl gefragt ist. Gewisse Aussagen, und seien sie auch noch so gut gemeint, können das Gegenteil einer Hilfestellung für an einer Depression erkrankten Person darstellen. Umso wichtiger ist es also, sich damit auseinanderzusetzen.

Was mir außerdem gut gefallen hat, war, dass sie bei den Darstellungen des Krankheitsbildes sehr bei sich bleibt und darauf hinweist, dass sich eine Depression auf vielfältige Weise auswirken kann. Schließlich gibt es sie nicht: Diese eine Depression.

Neben Becks eindringlicher und genauer Darstellung kommt dieses Buch jedoch auch nicht ganz ohne Humor aus. Ich finde es toll, wie sie damit umgeht und trotz der Schwere dieses Themas einige humorvollen Passagen integriert, welche die Krankheit keinesfalls verharmlosen, aber dazu führen, dass der Leser/die Leserin diese doch recht schwere Kost leichter verdauen kann.

Was mir vor allem die Augen geöffnet hat, ist auch die von der Autorin beschriebene Rolle der Gesellschaft. Der Satz „Die Gesellschaft sortiert auch vor, wer schneller erkrankt als andere.“ (S. 96) und die darauffolgenden Erklärungen haben mich ganz schön zum Nachdenken gebracht (hier komme ich im Übrigen nicht drumherum, an Kernaussagen Hermann Hesses zu denken, die diesbezüglich den Nagel auf den Kopf treffen). Und genau hier setzt für mich dieses Buch an: Wir denken nach und hinterfragen unser Handeln.

Natürlich kann man auf 100 Seiten keine wissenschaftlichen Abhandlungen erwarten – das dürfte aber von Vornherein klar sein – allerdings ist meines Erachtens gerade aufgrund der Vielzahl an betroffenen Menschen wichtig, dass sich jeder mit Depressionen auseinandersetzt. Und das geht mit diesem dünnen Büchlein, das nur 100 Seiten umfasst und sprachlich sehr einfach und verständlich daherkommt, extrem gut. Nahezu niemand wird sich ein ellenlanges Sachbuch zum Thema Depression zu Gemüte führen. Dieses kleine Büchlein kann aber nun wirklich jede:r lesen und wichtige Erkenntnisse für sich mitnehmen.

Fazit

Selten war Lesezeit für mich persönlich so gut investiert wie bei diesem Buch. Natürlich kommt es dabei auf den Maßstab an (der ist hier selbstverständlich ein ganz anderer als bei einem Roman), allerdings finde ich, dass durch das Lesen dieses Textes, das durchaus an einem Abend erfolgen kann, und das darauf beruhende Überdenken des eigenen Handelns ein großer Beitrag für die ganze Gesellschaft geleistet wird. Frau Beck trägt mit ihrem Buch dazu bei, dass Depressionen kein Tabu-Thema mehr sein sollten. Auch heute haben wir dahingehend noch eine ganze Menge Arbeit vor uns, aber jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung ist notwendig und wichtig.

Eure Sybi

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