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Hallo ihr Lieben und herzlich Willkommen zurück zum ersten Book Monday des Jahres 2018. Ich hoffe, ihr seid – egal, ob mit oder ohne Vorsätze – gut ins neue Jahr gekommen.
Vor Kurzem erreichte mich zusammen mit einigen anderen Rezensionsexemplaren, von denen ihr bald ebenfalls hier auf meinem Blog lesen könnt, der Roman „Der Tag X“ von Titus Müller. Dieser erschien am 27. Februar 2017 im Roman Blessing Verlag. Bereits der Klappentext sprach mich direkt an und spätestens als ich den Verweis auf die Ähnlichkeit zu Robert Harris‘ Werken las, war mir klar: Diesen Roman musst du einfach lesen.
Die Handlung
„Der Tag X“ kann als Synonym für den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 gelten: Titus Müller nimmt uns mit auf eine historische Reise, welche die Sichtweisen unterschiedlicher fiktiver Protagonisten aufzeigt. Unter anderem begleiten wir Nelly Findeisen, eine junge Frau, die sich zusammen mit ihrer Mutter bereits im Jahr 1946 gezwungenermaßen von ihrem Vater trennen musste. Dieser wurde zusammen mit vielen anderen Menschen nach Russland deportiert, um den Sowjets mit seinem Können und Wissen als Wissenschaftler zu dienen.
Das einzige Bindeglied zwischen Nelly und ihrem Vater ist dabei ein russischer Spion namens Ilja, der Briefe zwischen den beiden vermittelt. Ilja findet an Nelly Gefallen, ist dabei allerdings nicht der Einzige: Auch der junge Wolf Uhlitz, Uhrenmacher und Sohn eines bedeutenden Parteimannes, kann sich ein Leben mit Nelly vorstellen und begibt sich für sie sogar in Gefahr. Neben Nelly sind allerdings auch andere Protagonisten Teil des Geschehens: So sind unter anderem Lotte (alleinerziehende Mutter von drei Kindern) sowie ihr Cousin Marc und dessen Ehefrau Katharina zu nennen. Nahrungsmangel, schlechte Bezahlung und unterdrückte Religionsausübung führen neben einigen anderen Aspekten zu einer immensen Unzufriedenheit auf Seiten der Bevölkerung mit dem Regime. Diese endet letztendlich in Massendemonstrationen in Halle sowie Berlin und verändert das Leben aller Hauptcharaktere schlagartig.
Meine Meinung
Ich muss ja zugeben: Was geschichtliche Fakten anbelangt, bin ich alles andere als fit. Vielleicht ist gerade das auch der Grund dafür, weswegen ich um derartige Romane bis dato immer einen großen Bogen gemacht habe. Meine größte Sorge war, dass ich inhaltlich gesehen nicht mitkomme und beim Lesen ständig nebenbei im Internet recherchieren muss. Titus Müller hat es aber durch seine verständliche Erzählweise geschafft, dass ich das Buch im Nu durchlesen konnte. Indem ich als Leser einen Einblick in das Leben und die Sichtweisen unterschiedlicher fiktiver Charaktere bekommen habe, wollte ich unbedingt wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Hierzu muss man auch sagen, dass die Namen der meisten Protagonisten zwar erfunden sind, Titus Müller sich hierbei allerdings trotzdem an echten Menschen und deren Schicksal orientiert hat. Genaueres hierzu lässt sich im doch recht umfangreichen Anhang des Buches lesen, auf den ich mir bereits zu Beginn des Romans einen Hinweis gewünscht hätte. Das hätte alle restlichen Fragen bereits von Anfang an geklärt.
Man merkt direkt, dass das Buch sehr gut recherchiert ist: Ich habe eine Menge durch das Lesen des Romans gelernt und es dabei an keiner Stelle als anstrengend empfunden. Dem Autor ist es gelungen, die spannende und nervenaufreibende Geschichte rund um die fiktiven Protagonisten mit wahren, historischen Fakten zu verweben. Das kann nicht jeder, wie ich finde.
Trotz all den positiven Aspekten habe ich dem Buch trotzdem „nur“ vier von fünf Sternen gegeben. Grund dafür ist der Schreibstil von Titus Müller: Diesen finde ich keinesfalls schlecht, allerdings war er für mich zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Der komplette Roman ist bis auf eine kurze Sequenz in der dritten Person geschrieben. Das wäre für mich kein großes Problem (auch wenn ich die erste Person in der Regel bevorzuge). Allerdings empfinde ich es dadurch als schwierig, die aufgezeigten Gedanken der einzelnen Charaktere als authentisch einzustufen: Die dritte Person führt bei mir automatisch zu einer gewissen Distanz zu den Protagonisten. Dass es sich dann aber gleichzeitig um einen auktorialen Erzähler handelt, der neben dem äußeren Sachverhalt die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere erfassen kann, steht für mich immer ein wenig im Widerspruch. Dies ist allerdings ein absolut subjektiver Kritikpunkt und selbstverständlich macht es auch Sinn, dass sich Titus Müller für diese Erzählweise entschieden hat: So können wir als Leser die unterschiedlichen Sichtweisen und Einstellungen der Charaktere erfahren.
Davon abgesehen empfand ich die Sätze manchmal als zu kurz, fast schon ein wenig abgehackt, was meinen Lesefluss etwas gestört beziehungsweise unterbrochen hat. Aber auch hier meine ich, dass das reine Geschmackssache ist.
Fazit
Ich kann euch den Roman „Der Tag X“ uneingeschränkt empfehlen, wenn ihr euch für die historischen Fakten rund um den Aufstand vom 17. Juni 1953 interessiert. Der Autor vermittelt die Informationen auf eine spannende Art und Weise, sodass man das Buch kaum noch weglegen kann. Die Ereignisse und Lebensumstände zu dieser Zeit haben mich bestürzt gemacht und zum Nachdenken angeregt. Einiges, was in dem Roman aufgezeigt wird (darunter beispielsweise die Macht der Medien sowie die Bedeutung von Reden), spielt schließlich auch heute noch eine entscheidende Rolle – und zwar dahingehend, wie sie die Menschen in ihrem Denken beeinflussen.
Habt ihr den Roman bereits gelesen? Falls ja, teilt mir gerne eure Erfahrungen mit.
Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen ersten Tag im neuen Jahr – hoffentlich katerfrei!