Guten Morgen meine Lieben!
Mein heutiger Blogpost fiel mir nicht leicht und ich habe überlegt, ob ich ihn überhaupt veröffentlichen soll. Schon immer half es mir, meine Gedanken aufzuschreiben. Sobald ich all das, was in einem Kopf vor sich geht, zu Papier gebracht habe, fühle ich mich befreiter und ich kann wieder beginnen, nach vorne zu schauen. Also habe ich es auch dieses Wochenende getan und mich letztendlich dazu entschlossen, diesen Beitrag online zu stellen. Vielleicht geht es der/dem einen oder anderen im Moment ähnlich – das Gefühl, nicht allein zu sein, ist gerade in solchen Momenten sehr viel wert.
Vier Tage ist es nun her, dass mein Opa von uns gegangen ist. 85 Jahre alt ist er geworden. Mein Opa hat den Krieg miterlebt, sich ein neues Leben aufbauen müssen, Kinder, Enkel und Urenkel aufwachsen sehen, letztes Jahr „Diamantene Hochzeit“ mit meiner Oma gefeiert. Er war sehr belesen, interessiert am Weltgeschehen und konnte uns allen mit seiner Weisheit und seiner Lebenserfahrung so vieles beibringen. Gefühle konnte er nur schwer zeigen, doch wir wussten einfach, wie lieb er uns hatte und dass wir uns zu jeder Zeit auf ihn verlassen konnten. Meine Großeltern sind für mich – genauso wie für alle anderen Enkel – schon immer wie zweite Eltern gewesen. Sie haben uns mit großgezogen und waren immer so, wie man sich Bilderbuch-Großeltern nunmal vorstellt: Liebevoll, großzügig und einfach immer da. Umso schwieriger ist es, diese Menschen gehen zu lassen. Menschen, die einen bereits das ganze Leben begleitet haben. Natürlich bin ich unendlich dankbar, dass ich eine so lange Zeit mit meinem Opa verbringen durfte. Viele Menschen hatten niemals die Gelegenheit, ihre Großeltern kennenzulernen. Uns hingegen bleiben die Erinnerungen an zahllose Familienfeiern, Urlaube und Abende mit „Musikantenstadl“ und unbegrenzter Menge an Süßigkeiten (bei Oma und Opa tickten die Uhren schon immer etwas anders). Nichtsdestotrotz ist die Trauer vielleicht gerade deshalb unendlich groß. Abgesehen von der Beerdigung werden vor allem die nächste Familienfeier und das nächste Weihnachten schwer werden: Opa war selbstverständlich immer Teil davon und sorgte mit seinen brummigen Kommentaren oftmals für lustige Momente. Er wird uns fehlen.
Letztes Jahr an Weihnachten sagte er uns, wie froh er ist, dass wir alle zusammen sind und man niemals wisse, wie lange das noch der Fall sein würde. Ob er es schon geahnt hat? Vielleicht. Mich beruhigt, dass ich über die Einstellung meines Opas zum Tod wusste. Er hat immer gesagt: „Wenn es so weit ist zu gehen, dann ist es so.“ Sein Wunsch war, dass er sich zu Hause im Kreise seiner Liebsten vom Leben verabschieden kann. Dieser wurde ihm erfüllt. Das gibt auch mir in gewisser Weise inneren Frieden.
Cry and let it all out
Das Wichtigste nach dem Tod eines geliebten Menschen ist, den Tränen freien Lauf zu lassen. Lasst eure Gefühle zu und schämt euch nicht dafür. Gute Freunde können helfen, wenn ihr reden möchtet, allerdings ist nicht jeder der Typ dafür: Auch wenn ihr für euch allein sein wollt, ist es jedoch wichtig, der Trauer genügend Raum zu geben. Es ist völlig natürlich, wenn ihr erst einmal nichts unternehmen wollt und alles verarbeiten müsst. Hört auf euer Herz und euren Körper. Sobald ihr dazu bereit seid, hilft es, mit Menschen zu reden, die euch sehr nahe stehen und von denen ihr euch verstanden fühlt. Außerdem könnt ihr jeder Zeit aufschreiben, was euch durch den Kopf geht. Dadurch, dass ihr eure Gedanken- und Gefühlswelt nach außen tragt, habt ihr alles viel klarer vor Augen und könnt euch ganz anders mit der Situation befassen.
Remember the good times and focus on happiness
Behaltet die Momente mit eurem geliebten Menschen stets in guter Erinnerung: Vielleicht hilft es euch beispielsweise, ein kleines Fotoalbum mit den schönsten Schnappschüssen zusammenzustellen und all die einzigartigen Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Vielleicht reicht es euch aber auch, euch selbst daran zu erinnern, in welcher Form dieser Mensch euer Leben geprägt hat. Außerdem solltet ihr euch immer wieder vor Augen führen, dass euer Familienmitglied beziehungsweise eine andere nahestehende Person niemals gewollt hätte, dass ihr traurig seid. Widmet euch nach der Trauerphase den schönen Dingen des Lebens: Verfolgt euer Hobby, eure Ziele, Leidenschaften. Vielleicht möchtet ihr der verstorbenen Person von euren Fortschritten erzählen: Auch das könnt ihr im Stillen für euch tun.
Nehmt all die schönen Dinge um euch herum wahr und umgebt euch mit positiv eingestellten Menschen anstatt euch auf lange Sicht zu Hause zu verbarrikadieren. Wie sagt man immer so schön? Zusammen ist man weniger allein. Eine schöne Zeit mit euren Lieben wird den Heilungsprozess erleichtern. Wichtig ist jedoch immer, euch selbst die Zeit zu geben, die ihr braucht: Es kann Monate, manchmal sogar Jahre, dauern, bis es nicht mehr beziehungsweise weniger weh tut. Und das ist völlig in Ordnung. Vergesst trotzdem nicht, euer Leben zu leben und positiv in die Zukunft zu blicken – unsere Lieben sind (wenn auch nicht körperlich) weiterhin unter uns, daran glaub‘ ich ganz fest.
Ich hoffe, es geht dir gut da oben, Opa. Ich hab‘ dich lieb und denk‘ an dich.